Geschichte des Römer Tennisclub Wixhausen e.V.

Am 10. Dezember 1974 nahm der sowjetische Exilschriftsteller Alexander Solschenizyn in Stockholm den Literaturnobelpreis entgegen, der ihm bereits 1970 zugesprochen worden war. Auch in Wixhausen sollte an diesem Tag Geschichte geschrieben werden. Pfarrer Heino Voß hatte die einheimischen Tennis-Interessenten in die „Scheune” der Evangelischen Kirchengemeinde mit dem Ziel eingeladen, in Wixhausen einen Tennisclub zu gründen. In dieser Gründungsversammlung in der Römergasse fanden sich dann auch erwartungsgemäß genügend Leute, die zunächst einen vorläufigen Vorstand einsetzten. Diesem Gremium gehörten an: 1. Vorsitzender Heino Voß, 2. Vorsitzender Dr. Klaus Fröhlich, Kassierer Herbert Rott, Schriftführer Jens Uwe Herzbruch und Sportwart Dieter Klöppinger. Die Geschäftsstelle wurde an Gisela Rott delegiert. Dieser erste Vorstand war noch nicht gewählt worden und nur dazu eingesetzt, die notwendigen Formalitäten wie die Eintragung im Vereinsregister und anderer Angelegenheiten zu veranlassen. Am 14. Januar 1975 trafen sich dann schon 55 Tennis-Interessierte, um den Vorstand per Wahl im Amt zu bestätigen. Damit existierte nun der RÖMER Tennisclub Rot-Weiß Wixhausen auch formell, jedoch noch ohne jegliche eigene Spielmöglichkeit.

Die guten Kontakte des damaligen Sportwartes Dieter Klöppinger ermöglichten immerhin einen eingeschränkten Spielbetrieb. So konnte in den Turnhallen des TuS Griesheim und der Hessenwaldschule Tennis gespielt werden. Dabei wurden die Anfänger durch Mitglieder trainiert, die bereits des Tennisspielens mächtig waren. Sogar die TSG-Turnhalle in der Falltorstraße wurde zur spielerischen Grundausbildung für die Anfänger genutzt und alle hatten riesigen Spaß dabei. Pfarrer und Club-Vorsitzenden Heino Voß war zu verdanken, dass die Evangelische Kirchengemeinde Wixhausen dem Verein das heutige Gelände hinter dem Bürgermeister-Pohl-Haus in Erbpacht zur Verfügung stellte. Im März 1975 konnte der Verein 42 Mitglieder an den Landessportbund Hessen melden und noch im selben Jahr wurde mit dem Bau dreier Tennis-Spielfelder begonnen. Für die Finanzierung dieser existentiellen Baumaßnahme hatte jedes Mitglied eine Bürgschaft von 1000 DM übernehmen müssen. Schließlich beliefen sich die Baukosten damals auf 83.000 DM. Die Jahresbeiträge betrugen damals 120 DM für die Einzelperson und 180 DM pro Ehepaar, die Aufnahmegebühren betrugen damals 200 DM pro Einzelperson und 300 DM pro Ehepaar.

Die Einweihung der 3 Plätze erfolgte im April 1976, leider bei extrem schlechten Witterungsbedingungen. Als Unterkunft und Umkleidemöglichkeit diente ein Lufthansa-Container. Den Aktivitäten einiger Mitglieder war es zu verdanken, dass der Container auch innen ausgebaut wurde. Noch im Jahr 1976 wurde mit dem Bau einer Blockhütte begonnen. In der Sommersaison 1976 wurde durch Freundschaftsspiele gegen die Fa. Pittler Spielpraxis gesammelt, um im folgenden Jahr erstmals an einer Medenrunde teilzunehmen. Dazu wurde je eine Damen- und Herrenmannschaft gemeldet. Nicht zu vergessen bleiben auch die Fußball-Freundschaftsspiele Ende der siebziger Jahre gegen die Tischtennisabteilung der TSG. Der Erlös aus diesen Veranstaltungen ging an die Aumühlen-Bewohner in Wixhausen.

Die Mitgliederzahl wuchs in diesen Jahren stetig, so dass der Bau zweier weiterer Plätze ins Auge gefasst wurde. Wieder wurde eine Fachfirma für den Bau der Plätze 4 und 5 beauftragt, die 1980 mit einem Baukostenaufwand von 98.000 DM fertiggestellt wurden und den Mitgliedern übergeben werden konnten. Damit waren der inzwischen erheblich gestiegenen Mitgliederzahl konforme optimale Spielmöglichkeiten geschaffen worden. Auch die Peripherie der Tennisplätze nahm immer mehr Gestalt an und bot besonders für Familien durch eine große Liegewiese und einen Kinderspielplatz neben dem Tennisspiel weitere attraktive Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Bei Schleifchenturnieren, Clubmeisterschaften und Skatturnieren kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz.

 Aus Spenden einiger Mitglieder wurde im November 1983 eine Kastanie gepflanzt. Mitte der achtziger Jahre wurde die Blockhütte unter großem Einsatz der Mitglieder nahezu ganz in Eigenhilfe erweitert und mit einem Freisitz ausgestattet. Damit waren die Umkleidemöglichkeiten zwar verbessert worden, doch zum Duschen diente eine selbstgebastelte Gardena-Dusche auf der Wiese. Für die Zeit der Medenrunde benutzte man die Duschen des Bürgermeister-Pohl-Hauses. Die Toiletten auf dem benachbarten Kerbplatz wurden in dieser Zeit fast ausschließlich vom RÖMER Tennisclub genutzt. Die Reinigung der Hütte und die Pflege der Einrichtungen wurden vom vereinseigenen Putzdienst in Selbsthilfe organisiert und wahrgenommen. Im Februar 1985 löste eine Ausfallbürgschaft der Stadt Darmstadt die Einzelbürgschaften der Mitglieder ab. Im März 1985 wurde Horst Kayser zum 1. Vorsitzenden gewählt, der den Verein16 Jahre lang führte.

 Ein sehr trauriges Kapitel der Vereinsgeschichte ereignete sich am Morgen des 28. Januar 1987, als die unter aufopferungsvollem Einsatz der Mitglieder gebaute Umkleidehütte samt Freisitz abbrannte. Nach Beendigung der Aufräumungsarbeiten musste wieder ein Umkleide-Container her. Vorstand und Mitglieder berieten über den Neubau eines neuen, massiven Funktionsgebäudes. Die Brandversicherungsprämie, Zuschüsse der Stadt, dem Land Hessen und dem Landessportbund ermöglichten dem Verein, verbunden mit einer wiederum großartigen Eigenleistung der Mitglieder, das neue Funktionsgebäude zu erstellen. Bei der Planung des Gebäudes hatte der damalige Vorstand zunächst auf die Einrichtung von Toiletten verzichtet, sollten doch weiterhin die auf dem Kerbplatzgelände genutzt werden. Den Mitgliedern sollte auch das ständige Reinigen vereinseigener Toiletten erspart bleiben. Bei der Vorstellung der Planungen in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung hagelte es dann aber massiven Protest seitens der Mitglieder gegen diese Argumentationen. Die Pläne wurden sehr schnell korrigiert. Neben Umkleidemöglichkeiten wurden Duschräume und Toiletten in dem Gebäude installiert, das am Pfingst-Wochenende 1989 eingeweiht werden konnte.

 Der von Steffi Graf und Boris Becker angeheizte Tennisboom beflügelte auch in Wixhausen die Tennisspielerinnen und Tennisspieler. Mitte der achtziger Jahre war das Interesse an einer Mitgliedschaft im Römer Tennisclub Wixhausen so groß, dass Wartelisten aufgestellt werden mussten. Bei 260 Mitgliedern wurde 1986 sogar ein Aufnahmestopp verhängt, weil die 5 Tennisplätze so intensiv genutzt wurden, dass es zu Wartezeiten kam. Jedoch trotz der schönen und sehr gepflegten Tennisanlage konnte der Mitgliederstand nicht gehalten werden, schon ab 1990 gingen die Mitgliederzahlen kontinuierlich zurück. Bereits 1996 verzichtete der Verein dann als einer der ersten auf eine Aufnahmegebühr. Mehrere Werbeaktionen wie Tage der offenen Tür, Schnuppertennis und Anzeigenserien in der örtlichen Presse zur Gewinnung neuer Mitglieder folgten in den folgenden Jahren. Auch beim Sportfest 2000, an dem sich der RÖMER Tennisclub Wixhausen maßgeblich mit sportlichen und geselligen Aktivitäten beteiligte, hat der Verein Tennis-Interessenten die Möglichkeit zum Schnuppern geboten.

 Die sportlichen Highlights waren Mitte der achtziger Jahre die erste Herrenmannschaft, die sich in der Bezirksliga A etabliert hatte und dieses Niveau einige Jahre halten konnte.  Die neunziger Jahre wurden sportlich geprägt von den Jungseniorinnen. Seit der Gründung dieses Teams ging es ständig bergauf. Von der Kreisklasse B über A und die Bezirksliga B stieg das Team 1996 in die Bezirksliga A auf, die ein Jahr gehalten werden konnte.

 Der Vorstand hatte sich immer wieder - und das schon seit Mitte der achtziger Jahre - mit der Lärmbelästigungsklage eines benachbarten Anwohners zu beschäftigen, die am 3.3.88 vom Landesgericht Darmstadt bereits erstinstanzlich abgewiesen worden war. 1990 beschloss dann das Oberlandesgericht Frankfurt, dass auf allen fünf Plätzen nach 22:00 Uhr kein Tennis mehr gespielt werden darf! Doch der Nachbar klagte dann – zum Glück erfolglos - vor dem Verwaltungsgericht Kassel gegen die Stadt Darmstadt mit der Begründung, die Baugenehmigung der Plätze sei damals nicht rechtens gewesen.

Wie in jedem Verein gibt es im Lauf der Zeit auch einige Kuriositäten festzuhalten. So führte im Jahr 1976 eine Ruhebank als Spende einer Partei zu einem handfesten Disput in den örtlichen politischen Gremien und in den Leserbriefseiten der heimischen Presse. 1992 wurde der Verein mit dem allgemeinen Wassernotstand konfrontiert. Zum Erhalt von Sandplätzen gehört jedoch ständig eine relativ große Wassermenge. So waren die Mitglieder zu sensibilisieren, den Wasserverbrauch zu beschränken und auf den Erhalt der Plätze zu achten. Die Spiel- und Wässerungszeiten mussten vom Vorstand den Forderungen der Umweltbehörden entsprechend reglementiert und damit stark eingeschränkt werden.

 Im Jahr 2006 schlitterte der Tennisclub in seine bisher ärgste Krise. Bei nur noch 80 Mitgliedern hatte der Vereinsvorstand schon seit einem Jahr nachdrücklich aber vergeblich nach Mitgliedern gesucht, die zur Übernahme der Vorstandsarbeit bereit waren. Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung drohte die Auflösung. Nach hitzigen Debatten fanden sich Julia Riel und Christel Waberseck zur Rettung des Vereins bereit. Bisherige Vorstandsmitglieder bildeten einen Arbeitsausschuss, so dass ihre Kenntnisse und Erfahrungen weiterhin für die Instandhaltung  der Tennisplätze, die Platzbewässerung und andere technischen Dinge zur Verfügung standen.

 Der neue Vorstand fand die Unterstützung eines Tennistrainers und begann eine intensive Jugendarbeit, die durch eine Kooperation mit der Georg-August-Zinn-Schule noch intensiviert werden konnte. Die alters- und krankheitsbedingten Mitgliederverluste konnten auf diese Weise ausgeglichen werden. 2017 waren über 50% der aktiven Mitglieder Kinder und Jugendliche, die auch heute noch einen Großteil der Aktiven ausmachen. Die Jugendarbeit ist dem Verein nach wie vor sehr wichtig.

 2009 hatte Andreas Bauer die Idee, die Mitglieder Wixhäuser Vereine an Fronleichnam zu einem Tennisturnier einzuladen. Die Vereine melden Zweierteams (männlich / weiblich / gemischt), die dann gegeneinander antreten. So kommt es dann mit viel Gelächter zu lustigen Matchs auch derer, die mit dem Tennisschläger noch nicht so viel Erfahrungen gemacht haben. Es gibt keine KO-Spiele, weil eine Rangliste ausgespielt wird. Somit kommt jedes Team zu ganz vielen Einsätzen. Andreas Bauer als Veranstalter sorgt für einen gefüllten Tisch mit verschiedensten Preisen, aus denen in der Reihenfolge der Rangliste ausgewählt werden kann. Rechtzeitig wird der große Grill angeworfen, sodass mit Essen und Trinken bis in die Nacht gefeiert werden kann. Seitdem ist das Turnier an Fronleichnam ein fester Punkt im Wixhäuser Veranstaltungskalender.

[Autor unbekannt, aktualisiert durch A. Lauterfeld]